DAS ÜBERFORDERTE SUBJEKT

Psychopathologie und beschleunigte Lebensformen

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie 2015
02.- 03.10.2015
Medizinische Klinik der Universität Heidelberg,
Im Neuenheimer Feld 410, 69120
Tagungsorganisation: Thomas Fuchs, Lukas Iwer, Stefano Micali
http://www.das-ueberforderte-subjekt.unitt.de

Tagungsbericht des Deutschlandfunks (Autor: Martin Hubert, zum Manuskript: hier)

Video-Aufzeichnungen der Vorträge auf dem Youtube-Kanal der DGAP

Link zu den Videos im Youtube-Kanal der DGAP

Informationen zum Kongress

Programm
Programm-Kurzfassung (nur Vorträge)

Referentinnen und Referenten

Fuchs, Thomas (Heidelberg)
Heinze, Martin (Rüdersdorf bei Berlin)
Klinger, Cornelia (Tübingen)
Leuzinger-Bohleber, Marianne (Frankfurt am Main)
Micali, Stefano (Leuven)
Rosa, Hartmut (Jena)
Rudolf, Gerd (Heidelberg)
Seikkula, Jaakko (Jyväskylä, Finnland)
Wagner, Greta (Frankfurt am Main)

Tagungskonzept

Der Prognose der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) zufolge wird die Depression bis zum Jahr 2020 in den industrialisierten Ländern die weltweit führende Krankheitsursache neben den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Diese Zunahme kann nicht allein auf Veränderungen der Diagnostik von affektiven Störungen zurückgeführt werden, die mit der sich verbreitenden Tendenz zu einer Pathologisierung des Gefühlslebens im Zusammenhang steht (Horwitz & Wakefield, 2007, Fuchs & Berger 2013). Trotz einer teilweise inflationären Diagnostik hinsichtlich der Depression, des Burn-out- oder des Stresssyndroms bleibt doch unbestreitbar, dass Depressionen und verwandte Überforderungserscheinungen in unserer Gesellschaft ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht haben (Ehrenberg 2006). Diese Zunahme hat verschiedene Soziologen dazu veranlasst, einen grundsätzlichen Zusammenhang zwischen unserer Gesellschaftsform und der Depression zu postulieren (Bauman 2003; Ehrenberg 2006, 2012; Rosa 2005). Das Ziel unserer Tagung ist es, die Zusammenhänge von Depression und Gesellschaft integrativ und interdisziplinär zu untersuchen.
Die Tagung ist auf drei Forschungsbereiche fokussiert:

  1. Soziale Aspekte psychischer Störungen
  2. Die beschleunigte Gesellschaft und ihre Folgen für das Individuum
  3. Die Definition von „Normalität“ vor dem Hintergrund einer Gesellschaft des beschleunigten Wandels

Unsere Absicht ist es, einen Beitrag zu einem produktiven Dialog zwischen der phänomenologischen Psychopathologie und der Analyse sozialer Prozesse durch andere Forschungsfelder wie der Psychoanalyse und der Soziologie zu leisten.

Literatur

Bauman, Z. (2003). Flüchtige Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Ehrenberg, A. (2006). Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Ehrenberg, A. (2012). Das Unbehagen in der Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Fuchs, T., Berger, M. (Hrsg.) (2013). Affektive Störungen. Klinik – Therapie – Perspektiven. Stuttgart: Schattauer.
Horwitz, A. V., Wakefield, J. C. (2007). The Loss of Sadness: How Psychiatry Transformed Normal Sorrow Into Depressive Disorder. Oxford: Oxford University Press.
Rosa, H. (2005). Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.