PUBLIKATIONEN

Schriftenreihe der DGAP (Alber Verlag, Freiburg)

Herausgegeben von Thomas Fuchs, Thiemo Breyer, Stefano Micali und Boris Wandruszka.

Die Schriftenreihe der DGAP versammelt Forschungsbeiträge, in denen phänomenologische Ansätze in Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie weiterentwickelt werden. Jeder Band durchläuft ein peer-review-Verfahren.

Bd. 1: Karl Jaspers – Phänomenologie und Psychopathologie
(Hrsg. von T. Fuchs, T. Breyer, S. Micali und B. Wandruszka)

Der Sammelband geht aus von der besonderen Relevanz von Jaspers’ Philosophie für den Dialog mit der Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie und Theologie. Es ist die Eigenart Jaspers’schen Denkens, dass es die tief im Menschen verwurzelte Tendenz in Frage stellt, sich in fertigen und scheinbar Sicherheit bietenden “Gehäusen” einzurichten. Indem Karl Jaspers diese “Selbsteinschließungen” aufbricht, zeigt er, dass der Mensch seine Existenz nicht einfach ist, sondern in Freiheit “zu sein hat”. Diesen Anschauungen fühlen sich die hier vereinigten Aufsätze in kritischer Auseinandersetzung verpflichtet, getragen von der Überzeugung, dass Jaspers’ Denken gerade für die Medizin, die Psychiatrie und Psychotherapie fruchtbar gemacht werden können. Mit Beiträgen von Thomas Fuchs, Alfred Kraus, Samuel Thoma, Ulrich Diehl, Christoph Mundt, Theo Leydenbach, Boris Wandruszka, Thiemo Breyer, Anna Schreiber und Gerhard Marcel Martin.

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Bd. 2: Wolfgang Blankenburg – Psychiatrie und Phänomenologie
(Hrsg. von T. Fuchs und S. Micali)

Wolfgang Blankenburg (1928-2002) ist einer der wichtigsten Vertreter der phänomenologischen Psychiatrie und Psychopathologie. Mit seiner Habilitationsschrift »Der Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit« hat er einen grundlegend neuen Zugang zum Verständnis der Schizophrenie eröffnet. Auch zu den Themen der psychiatrischen Zeitforschung, des Selbstbegriffs und der Leibproblematik hat Blankenburg bedeutsame Beiträge geleistet. Im vorliegenden Band setzen sich die Autoren mit dem vielseitigen Werk Blankenburgs sowohl aus einer philosophischen als auch aus einer psychiatrischen Perspektive auseinander. Mit Beiträgen von Thiemo Breyer, Daniel Broschmann, Thomas Fuchs, Uwe Gonther, Martin Heinze, Stefano Micali, Louis Sass, Michela Summa, Samuel Thoma und Boris Wandruszka.

Bd. 3: Das leidende Subjekt. Phänomenologie als Wissenschaft der Psyche
(Hrsg. von T. Fuchs, T. Breyer,  S. Micali und B. Wandruszka)

Die Phänomenologie kann als Grundlagenwissenschaft der subjektiven Erfahrung angesehen werden. Sie fasst seelisches Kranksein weder als rein objektives, im Gehirn lokalisierbares Geschehen auf, noch schreibt sie es einem verborgenen Innenraum des Psychischen zu. Psychische Krankheiten und das Leiden an ihnen zeigen sich vielmehr im Erleben ebenso wie im leiblichen Erscheinen und Verhalten, in der Zeitlichkeit des Lebensvollzugs, in den Beziehungen zu den Anderen – kurz: im gesamten In-der-Welt-Sein des Kranken. Der vorliegende Band versammelt Beiträge zu den unterschiedlichen Formen und Konstellationen psychischen Leidens, die unter dem Blickwinkel der Phänomenologie interpretiert und mit anderen philosophischen Herangehensweisen und Denkrichtungen verknüpft werden. Mit Beiträgen von Rudolf Bernet, Martin Bürgy, Thomas Fuchs, Mads Gram Henriksen, Alice Holzhey-Kunz, Alfred Kraus, Joachim Küchenhoff, Hermann Lang, Stefano Micali, Josef Parnas, Sonja-Rinofner-Kreidl, Jann E. Schlimme, Giovanni Stanghellini und Boris Wandruszka.

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Bd. 4: Ludwig Binswanger und Erwin Straus. Beiträge zur psychiatrischen Phänomenologie(Hrsg. von T. Breyer, T. Fuchs, A. Holzhey-Kunz)

Der Band versammelt Beiträge zu zwei wichtigen Vertretern der phänomenologischen Psychiatrie des letzten Jahrhunderts: Sowohl Ludwig Binswanger (1881-1966) als auch Erwin Straus (1891-1975) setzten sich als Psychiater kritisch mit der Freud‘schen Psychoanalyse auseinander. Beide wandten sich, wenn auch auf unterschiedliche Weise, der Phänomenologie zu. Während Binswanger an Heideggers Daseinsanalytik anknüpfte und damit den „Weltentwurf“ eines psychisch Kranken freizulegen versuchte, orientierte sich Straus an Husserls späteren Analysen der Lebenswelt und untersuchte das Verhältnis des seelischen Erlebens zur räumlichen und zeitlichen Wahrnehmung.

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 Bd. 5: Thinking thinking. Practicing radical reflection
(Hrsg. von D. Schoeller, V. Saller)

Wie kann der Prozess des Denkens erfasst werden, wenn doch unsere Reflexionen bereits das Resultat dessen sind, was erfasst werden soll? Die Tätigkeit des Denkens in Worte zu fassen, scheint dazu verurteilt zu sein, hinter dem Phänomen her zu hinken, das erfasst werden sollte.
Das Denken zu untersuchen, ohne seine Prozesshaftigkeit auszuklammern, kann als radikale Reflexion bezeichnet werden. Sie behauptet nicht, ihren Gegenstand als unabhängig von der Art des Herangehens ‘gegeben’ zu beschreiben, sondern stellt sich der Denkerfahrung und auch den Gefühlsnuancen, die eine wichtige Rolle beim Denken und Artikulieren spielen. Sie manifestiert sich in originellen Ansätzen aus Philosophie, Psychotherapie, Anthropologie und Kognitionswissenschaften und bringt innovative Denkstile jenseits hergebrachter Dualismen hervor.  Mit Beiträgen von Vincent Colapietro, Terrence Deacon, Patrizia Giampieri-Deutsch, Eugene Gendlin, Steven Hayes, Claire Petitmengin, Vera Saller, Donata Schoeller und Susan Stuart.

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Bd. 6: Angst. Philosophische, psychopathologische und psychoanalytische Zugänge
(Hrsg. von S. Micali, T. Fuchs)

Angst gilt als Grundbefindlichkeit des Menschseins. In der Philosophiegeschichte kann man keinen anderen Affekt finden, dem eine solch fundamentale Funktion für die Entstehung etwa von Religion, Sprache oder selbst des Staates zugesprochen wurde. Zugleich stellt das Phänomen der Angst eine der schwierigsten Herausforderungen der anthropologischen Untersuchungen dar: Es gibt in der Welt nichts Zweideutigeres als die Angst (Kierkegaard). Wovor ängstigt man sich? Ist die Angst gegenstandslos? Oder verweist sie indirekt auf eine sich entziehende Quelle? Ist diese Quelle in der Phantasie oder in der Wahrnehmung verankert? Birgt die Angst eine Möglichkeit zum authentischen Selbstsein? Oder ist sie primär ein Ausdruck von unbewussten Triebdynamiken? Wie lässt sich eine Grenze zwischen normaler und pathologischer Angst ziehen? Wie kann man Ängste beherrschen?

Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes beschäftigen sich mit diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven und Disziplinen. Neben dem Dialog zwischen Philosophie und Psychotherapie werden kulturwissenschaftliche und theologische Ansätze berücksichtigt, um die Angst als Ausdrucksgestalt eines affektiven Selbst- und Weltverhältnisses zu untersuchen.

Mit Beiträgen von Emil Angehrn, Hartmut Böhme, Michael Bongardt, Jagna Brudzinska, Arne Grøn, Hermann Lang, Alice Holzhey-Kunz, Stefano Micali, Enno Rudolph und Magnus Schlette.

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Bd. 7: Der unüberquerbare Rubikon. Eine phänomenologische Psychopathologie der Willensstörungen
(von D. Broschmann)

Ob bei Depressionen, Zwangsstörungen oder Suchterkrankungen – Willensstörungen spielen im psychiatrischen Alltag eine herausgehobene Rolle. Patienten beklagen das Verschwinden der eigenen Willenskraft, erleben das Versagen der Steuerungsfähigkeit oder sind nicht in der Lage, sich zu entscheiden. Obwohl Willensstörungen vor 100 Jahren in der Psychopathologie einen besonderen Stellenwert innehatten, sind diese heutzutage nur eine Randnotiz wert. In einem großangelegten Entwurf zieht der Autor einen roten Faden von einer Psychologie des Wollens über eine Psychopathologie verschiedener Willensstörungen zu einer Psychotherapie des Willens. Dabei erscheint das Wollen als ein psychisches Vermögen des Menschen, dessen Besonderheiten und Strukturen minutiös herausgearbeitet werden. In seinen Willensfunktionen eingeschränkt zu sein, verstärkt dagegen psychisches Leid und führt zur gefühlten wie realen Unfreiheit des Patienten. Eine Phänomenologie von Willensstörungen kann einen Beitrag dazu leisten, dieses psychische Leid zu verstehen und zu behandeln.

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 Bd. 8: Selbst und Selbststörungen (Hrsg. von T. Fuchs und T. Breyer)

Aus den Debatten der Philosophie des Geistes und der Phänomenologie kaum wegzudenken, hat sich die begriffliche Erforschung des „Selbst“ hier eine Bedeutung erkämpft, deren Spuren in den psychopathologischen Klassifikationssystemen kaum wiederzufinden sind. Erst in jüngster Zeit werden Versuche unternommen, die durch diesen Begriff und seine philosophische Erforschung eröffnete Dimension des Verstehens auf psychiatrische Störungsbilder wie etwa der Schizophrenie anzuwenden, deren Erleben sich einem deskriptiven Zugang immer wieder entzieht. Welche Arten des Selbsterlebens, welche „Selbste“ lassen sich aber konzeptuell und phänomenal unterscheiden? Wie ist es um die psychologischen Korrelata dieser Beschreibungen bestellt und welche Erkenntnisse hinsichtlich der Stabilität dieser Strukturen halten gerade jene Psychopathologien bereit, die teilweise oder gänzlich Selbsterfahrungen beeinträchtigen?

Neben grundsätzlichen philosophischen Auseinandersetzungen mit der Thematik von Selbst und Selbststörungen vereint der Sammelband auch psychiatrische Forschungen, die interdisziplinäre Anschlüsse ermöglichen. So bieten gerade Störungen des Selbsterlebens der Philosophie die Möglichkeit, als Prüfsteine für ihre interpretativen Begriffe des Selbst zu fungieren.

Mit Beiträgen von Thomas Fuchs, Mads Gram Henriksen/Joseph Parnas, Alice Holzhey-Kunz, Wouter Kusters, Stefano Micali, Philipp Schmidt, Alexander Schnell, László Tengelyi und Zeno Van Duppen.

Cover Selbst und Selbststörungen

Bd. 9: Randzonen der Erfahrung. Beiträge zur phänomenologischen Psychopathologie (von T. Fuchs)

Leib, Raum, Zeit und Intersubjektivität gehören zu den zentralen Themen der Phänomenologie sowie der phänomenologischen Psychopathologie und werden im vorliegenden Band umfangreich dargestellt. Nach einer einleitenden Übersicht widmen sich vier Kapitel diesen Themen, sowohl in allgemeiner phänomenologischer Hinsicht als auch unter Berücksichtigung der Psychopathologie der Depression, der Schizophrenie, der Borderline-Störung, der Demenz und des Autismus. Ein abschließender Teil gilt psychotherapeutischen und existenziellen Aspekten.

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Bd. 10: Melancholie und Empathie (hrsg. v. T. Breyer, M. L. Herzfeld-Schild, E. Miteva und J. F. M. Schick)

Der Band widmet sich dem Verhältnis von Melancholie und Empathie aus interdisziplinärer Perspektive. Er ist inspiriert von Georgi Gospodinovs Roman »Physik der Schwermut«, dessen Protagonist in der (post)modernen bulgarischen Gesellschaft eine tiefe Deprimiertheit und zugleich Mitgefühl mit menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren entwickelt. Die Beiträge diskutieren die Spannung bzw. die mögliche gegenseitige Bedingtheit von Melancholie und Empathie aus den Blickwinkeln von Literatur-, Geschichts- und Musikwissenschaft sowie Philosophie.

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Bd. 11: Die Erneuerung der phänomenologischen Psychologie (von. N. A. Wendt)

Phänomenologie und Psychologie sind in ihrem Ursprung verwoben, doch sie haben sich in ihrer Geschichte auseinanderentwickelt. Die Arbeit, die in der Schriftenreihe der „Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie e.V.“ erscheint, verfolgt die Idee, die Verbindung beider zu erneuern. So wird ein lebendiger und pluralistischer Diskurs ermöglicht, der für die empirische Forschung nicht nur in der wissenschaftstheoretischen Grundlegung, sondern auch in der Theoriebildung und in der Gestaltung von Methoden von Wert sein kann. Zu diesem Zweck wird der Status quo der psychologischen Forschung kritisch überprüft und ein Programm mit vier Punkten für die Erneuerung vorgeschlagen.

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Weitere Publikationen zum Themenkreis:

Bilderfahrung und Psychopathologie. Phänomenologische Annäherungen an die Sammlung Prinzhorn.  (Hrsg. von S. Frohoff, T. Fuchs und S. Micali)

Zwischen Kunst und Krankheit: Inspiriert von Werken der berühmten Heidelberger Sammlung Prinzhorn diskutieren die Autoren phänomenologische Zugänge zu dieser Art von Kunst jenseits rein psychiatrischer oder kunsthistorischer Perspektiven. Seit Hans Prinzhorn mit der “Bildnerei der Geisteskranken” (1922) kulturkritisch für eine Neubewertung der “Irrenkunst” sorgte, gab die Sammlung Prinzhorn verschiedenen Disziplinen Anlass zu Debatten. Die Beiträge untersuchen Werke psychisch erkrankter Künstler aus phänomenologischer Perspektive und befragen die Grundlagen unserer Erfahrungen mit ihnen. Welche Welten transportieren sich durch scheinbar wahnhaft Unverständliches? Ermöglicht es das Werk, an einer anders erlebten Raum- und Zeiterfahrung Anteil zu nehmen? Mit Beiträgen von Bernhard Waldenfels, Rudolf Bernet, Marc Richir, Gottfried Boehm, Thomas Fuchs, Daniel Sollberger u.a.

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Fremde Spiegelungen. Interdisziplinäre Zugänge zur Sammlung Prinzhorn
(Hrsg. v. S. Frohoff, T. Fuchs und S. Micali)

Vertreter verschiedener Disziplinen diskutieren eindrucksvolle Werke der Sammlung Prinzhorn, entstanden zwischen 1880 und 1920 im psychiatrischen Kontext. Erfahrene Grenzsituationen und deren Verarbeitung in oft wahnhafte Sinnhorizonte wurden hier in ästhetische Formen gebracht.
Was ist eigentlich fremd an diesen Werken? Welche veränderte Welterfahrung wird in der scheinbaren Fremdheit sichtbar? Ist es möglich, in der Begegnung grundlegende Strukturen subjektiver Erfahrung und Lebenswelt gerade dank ihrer Verzerrungen zum Vorschein zu bringen? Individuelle Werk- und Fallanalysen öffnen den Raum für das pathische Geschehen in den Werken. Überlegungen zu kreativer Praxis und Rezeption erhellen das Verständnis für die Übergänge zwischen Normalität und Anomalität.

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Common Sense und Verrücktheit im sozialen Raum: Entwurf einer phänomenologischen Sozialpsychiatrie (v. Samuel Thoma)

40 Jahre nach der Psychiatrie-­Enquête fehlt es der Sozialpsychiatrie immer noch an einem belastbaren und zeitgemäßen theoretischen Grundgerüst. Samuel Thoma nähert sich dem Thema aus phänomenologisch-­anthropologischer Sicht und leistet einen Beitrag zur Erneuerung sozialpsychiatrischer Theorie und Praxis.

Dieses Buch trägt zu einem aktualisierten Selbstverständnis der Sozialpsychiatrie bei: Die Phänomenologie stellt die subjektive Welterfahrung ins Zentrum der Analyse, die phänomenologische Psychiatrie untersucht die »Verrückung« dieser Welt, der Sozialpsychiatrie wiederum geht es um ein subjektorientiertes, soziales Verständnis dieser »Verrückung« sowie um ihre sozial orientierte Therapie. Der anthropologische Blick auf den Verlust von Selbstverständlichkeit, Sinn und Regeln in sozial geteilten Räumen wirkt der Psychopathologisierung und der Stigmatisierung des radikal Anderen entgegen und begründet die praktische Gestaltung der Hilfen für psychisch erkrankte Menschen.

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